Machst du dich selbstständig, lässt ein Tipp meist nicht lange auf sich warten: Bau dir ein Netzwerk auf! Und so wertvoll ein solches zweifelsohne ist, sind klassische Netzwerk-Veranstaltungen nicht gerade der natürliche Wohlfühlraum für Introvertierte. Wie du dennoch deine Sichtbarkeit so gut aufbauen kannst, dass du genug Neukund*innen erreichst und auch nicht aufs Netzwerk verzichten musst, zeige ich dir in diesem Artikel.
Inhalt:
Warum Netzwerken für Introvertierte oft nicht funktioniert
Eins vorweg: Mir geht es nicht darum, Netzwerken schlechtzureden, denn ein solides Netzwerk ist enorm hilfreich und wohltuend. Aber es ist einfach so, dass die Bedingungen je nach Persönlichkeitstyp hier krass unterschiedlich verteilt sind und dadurch einfach keine Chancengleichheit besteht. Während extrovertierte Menschen meist kein Problem damit haben, viel im Austausch zu sein und sogar Energie gewinnen, indem sie sich unter Leute begeben, bedeutet Netzwerken für Introvertierte einen immensen Kraft- und Energieaufwand. Wenn du eine eher introvertierte Person bist, fühlst du dich nach Treffen in größeren Runden weniger energetisiert, sondern mehr ausgelaugt und erschöpft. Absolut verständlich also, wenn du das nicht zu deiner täglichen oder wöchentlichen Lieblingsbeschäftigung auserwählst. Denn:
- Jeder Kontakt kostet introvertierte Selbstständige Energie. Irgendwann ist diese aufgebraucht. Und nein, du musst nicht über deine eigenen Ressourcen gehen!
- Small Talk liegt Introvertierten oft nicht so nah, ist aber das Normal auf Netzwerk-Events.
- Die unterschiedlichen Voraussetzungen können Selbstzweifel auslösen, weil du in diesem Umfeld nicht so „gut performst“ wie andere.
- Zu wissen, dass dich das Netzwerken so auslaugt und du deshalb möglicherweise gar nicht zeigen kannst, was du eigentlich drauf hast, kann frustrieren und deiner guten Arbeit nicht gerecht werden. Andere sehen dann gar nicht, was du eigentlich draufhast, nur weil die Umgebung dich einschüchtert oder erschöpft.
Hilft alles nix und man muss da eben durch, wenn man sichtbar werden will? Oder gibt es doch introfreundliche Alternativen zum Netzwerken, die aber dennoch Sichtbarkeit fürs Business bringen?
Ich finde: Auch wenn es normal ist, dass manche (insbesondere neue) Dinge Mut und Überwindung kosten, muss es als introvertierte Selbstständige nicht unser Normal sein permanent über unsere eigenen Ressourcen zu gehen und ein Sichtbarwerden zu praktizieren, das uns nicht gut tut. Und ja, es gibt Alternativen!
Introvertiertenfreundliche Wege zu mehr Sichtbarkeit
Als ich mich damals selbstständig gemacht habe, tat ich das aus vielen Gründe, aber die Vorfreude darauf, auf Netzwerk-Events abzuhängen, gehörte nicht dazu. Der Gedanke daran nun von einem Netzwerk-Event zum nächsten hopsen zu müssen, war ehrlich gesagt eher einer der unangenehmsten. Das war einfach nicht mein Fall und immer von einer bleibenden Anspannung geprägt. Einer Anspannung, die dann gar nicht zuließ, dass ich die eigentliche Sonja, wie sie ist, wenn sie sich wohlfühlt, richtig zeigen konnte. Aber gerade wenn wir Netzwerke flechten, wäre es doch umso schöner, unser Gegenüber so zu erleben, wie er oder sie eben ist. Ich wusste also schnell: Kann man machen, aber als Fundament für meine Sichtbarkeit brauche ich etwas anderes. Und glücklicherweise gibt es ja Alternativen zum klassischen Netzwerken. Werfen wir mal einen Blick auf vier exzellente Möglichkeiten.
Netzwerken introfreundlicher machen
Eine Möglichkeit ist es, Netzwerken zu nutzen, aber introfreundlicher zu machen. Wie geht das? Zum Beispiel, indem du dir nicht vornimmst, mit allen 500 Leuten auf einer Veranstaltung zu reden, sondern gezielt individuelle Gespräche von Person 1 zu Person 2 suchst. Im Face-to-face-Talk können viele introvertierte Menschen eher glänzen als innerhalb einer riesigen Gruppe. Und es kostet zudem weniger Energie, wenn du nur einen Gesprächspartner nach dem anderen hast. Lieber drei gute Kontakte aufgebaut am Ende des Abends als 100 lose.
Online-Netzwerken bevorzugen
Auch die Veränderung des „Wie“ kann Abhilfe leisten. Online zu netzwerken empfinden viele Menschen als weniger energiefressend als offline. Es entfällt der ganze Vorabaufwand, die Anreise mit den Kontakten, die bereits hier stattfinden, die Abreise und das ganze Drumherum, das jedes Mal ein kleines bisschen vom Energievorrat abzwackt. Online ist es deutlich unkomplizierter: Rechner an, los geht’s und danach Rechner wieder aus.
Online-Sichtbarkeit aufbauen
Aber online bringt nicht nur die Möglichkeit, dass du dort Kontakte aufbauen kannst, sondern hat so viel mehr Potenzial für introvertierte Selbstständige. Denn neue Kunden kommen ja nicht nur darüber, dass jemand dich empfiehlt, weil er dich in seinem Netzwerk hat, sondern auch über andere Wege. Mit der beste ist aus meiner Sicht der deiner eigenen Sichtbarkeit. Wenn du dir für dein Business-Thema einen Namen machst und online gefunden wirst, wenn jemand danach sucht, strömen die Interessent*innen ebenfalls zu dir. Auch ohne Vitamin B. Auch ohne darauf zu hoffen, dass sich jemand deinen Kontakt gemerkt hat und ihn weitergibt. Eigene Sichtbarkeit ist mein absoluter Favorit in dieser Hinsicht!
Wie funktioniert das genau? Content Marketing ist he key! Lies hier, welche vier Phasen im Marketing über deine Inhalte wichtig sind und was es braucht, damit Menschen darüber zu dir finden.
Das Prinzip ist so simpel wie genial: Du veröffentlichst relevante Texte zu deinem Thema, z.B. in Form von Blogartikeln. Jemand, der danach sucht, z.B. bei Google, findet deinen Artikel und zack, die erste Verbindung steht! Übrigens: Wie bist du auf diesen Artikel hier gestoßen? Hast du gegoogelt? Wurde er dir empfohlen? Deine Inhalte können ein sehr starkes, stützendes Netz für deine Sichtbarkeit weben. Eins, das auch ohne, oder zusätzlich zu einem für dich angenehmen Maß an Netzwerkaktivitäten hält.
Übrigens hilft Online-Sichtbarkeit auch dabei, auch als Nicht-Netzwerker*in Stück für Stück dennoch ein starkes Netzwerk aufzubauen. Denn wenn du sichtbar wirst für dein Thema, geht das auch an anderen Selbstständigen nicht vorbei. Sie haben dich auf dem Schirm und empfehlen dich weiter, eben weil sie über deine Inhalte (statt über den lästigen Small Talk) mehr über dich erfahren konnten.
Gastartikel und Interviews nutzen
Vielleicht hast du schon einmal von der OPA-Strategie im Marketing gehört. OPA steht für „other people’s audience“ und bedeutet genau das: Du nutzt das bereits bestehende Publikum anderer Menschen, um selbst sichtbar zu werden. Wie genau geht das? Zum Beispiel über Interviews in einem anderen Podcast oder – die aus meiner Sicht noch introfreundlichere Variante – über Gastartikel in anderen Blogs. Gastartikel sind eine wirklich tolle Möglichkeit, insbesondere für leisere Selbstständige, denn sie erlauben dir einen ruhigen Raum ohne Überforderung und lassen dich und dein Business trotzdem im besten Licht erstrahlen!
Was bedeutet das konkret? Du schreibst einen Blogartikel, der nicht in deinem eigenen, sondern in einem anderen Blog veröffentlicht wird und bekommst dadurch die Aufmerksamkeit, die der Betreiber des anderen Blogs bereits aufgebaut hat ab. Zudem gibt es einen feinen Netzwerk-Nebeneffekt, denn solche Kooperationen weben ganz nebenbei eine feine Verbindung, die vielleicht auch bei anderen Gelegenheiten noch einmal nützlich sein kann. Du verbindest dich mit anderen, ohne dich zu einem Netzwerk-Event zwingen zu müssen. Win-win!
Wichtig ist jedoch, dass solche Kooperationen für beide Seiten ein Gewinn sind. Gerade wenn du noch wenig eigene Sichtbarkeit hast, gilt es hier also sorgsam abzuwägen, wie du eine Gastartikelanfrage schickst und bei wem du konkret anfragst. Mit der richtigen Vorbereitung ist das Schreiben eines Gastartikels neben dem Aufbau deiner Sichtbarkeit über deinen eigenen Blog, aber eine der besten Möglichkeiten für mehr Sichtbarkeit ohne Netzwerk-Pflicht.
Empfehlung: Wenn du einmal lernen möchtest, wie du das Thema Gastartikel angehst, welches die besten Themen für deinen Artikel sind und wie du deine Anfrage schickst, sieh dir meinen Gastartikel-Workshop an und setz danach ein Häkchen ans Thema.
Mach dir einen Namen für dein Thema – auch ohne klassisches Netzwerken
Du siehst: Du musst dich nicht zwingen zu klassischen Netzwerk-Veranstaltungen zu gehen, wenn du dich dort komplett fehl am Platz fühlst. Passe Netzwerken zumindest für dich an, oder nutze eine andere, ebenso gute Alternative für mehr Sichtbarkeit. Wichtig ist, dass du am Ende mit deinem Thema verbunden in den Köpfen der Menschen bist und das klappt ganz hervorragend auch auf eine introfreundliche Art und Weise. Sowieso bringt ein Weg, der im Einklang mit deiner Persönlichkeit ist, in der Regel die allerbesten Ergebnisse. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und lass dir nichts erzählen: Du bist so, wie du bist, ganz wunderbar!
Teile diesen Artikel gerne auch mit Menschen, die ungern netzwerken, von denen die Welt aber erfahren sollte.
Liebe Sonja,
danke für Deine Impulse zum Thema. Du weißt, dass ich als Netzwerk-Enthusiastin (UND als eher leise Person) ja gern jede:n dazu ermuntern möchte zu netzwerken 🙂
Und darum mag ich Deinen ersten Punkt unbedingt unterstreichen: Mach Dir das Netzwerken so, wie’s zu DIR passt! – Das möchte ich allen Introvertierten gern zurufen. Denn Netzwerken ist so viel mehr als auf große, „laute“ Veranstaltungen zu gehen. Ich bin selbst z.B. Mit-Gastgeberin einer sympathischen Vor-Ort-Netzwerkgruppe, wo sich dank unseres Rahmens gerade leise Menschen wohlfühlen. Genauso bei meinem eigenen Online-Netzwerkevent. Daher meine Empfehlung: Schau, welche Elemente Du beim Netzwerken gut findest (z.B. ruhige, ausführliche 1:1-Gespräche, angeleitete und wertschätzende Netzwerkaktionen, …) und hör Dich um, wo Du genau solche Events findest.
Und alle anderen von Dir aufgelisteten Wege jenseits des Netzwerkens sind natürlich so oder so auch total sinnvoll!
Fröhliche Netzwerk-Grüße
Evelyn | MarketingKöpfchen
Hallo Evelyn,
na klar, du darfst auch Netzwerk-Enthusiastin sein. Viele sind es aber nicht und denen möchte ich gerne Alternativen aufzeigen. 🙂 Und die reichen von – bis, sodass hoffentlich für jeden was dabei ist. Oft entwickelt sich das ja auch und man startet z.B. mit einem Weg jenseits des Netzwerkens, kann es sich dann aber nach einer Weile doch vorstellen. Wie schön, dass es verschiedene Wege gibt. 🙂
Danke auch noch für deine ergänzenden Tipps!
Herzliche Grüße
Sonja