Bei Marketing ohne Marktgeschrei geht es um ein Gegengewicht zum lauten Marketing: Hier lernst du, wie du als Solo-Selbstständige*r mit deinem Content online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen kannst, ohne noch lauter brüllen zu müssen. Wir sprechen darüber, wie du mit richtig guten Texten, die richtigen Menschen in deine Welt holst, effizientes Content Marketing betreibst, das dir hilft, statt dich zu stressen und über Mut zur Sichtbarkeit.
Weitere Infos zu mir und meinen Angeboten rund um Website-Texte, Blog und Content Marketing findest du auf meiner Website www.sonjamahr.de.
Viele Selbstständige fragen sich: „Ja, was hab ich denn schon Besonderes an mir?“ oder ”Es gibt ja alles schon, da hat ja keiner auf mich gewartet.” Leider sorgen solche Gedanken sehr oft dafür, dass es mit der Umsetzung hakt, von einer stabilen Sichtbarkeit ganz zu schweigen. In dieser Folge möchten wir das ändern und das mache ich nicht alleine, sondern mit einem wunderbaren Gast an meiner Seite: Bettina Bergmann.
Bettina Bergmann ist Business und Lehr-Coach und bezeichnet sich zudem als Persönlichkeitsschürferin. Sie sagt: Die eigene Persönlichkeit ist das größte Alleinstellungsmerkmal, der größte USP.
- Was genau sie damit meint,
- welche Rolle das Angebot und die genutzten Methoden spielen
- und wie du herausfindest, was DICH und dein Business auszeichnet, hörst du in dieser Folge.
Mehr über Bettina und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Website https://bettina-bergmann.de/.
Mehr über mich und meine Arbeit auf meiner Website https://sonjamahr.de/
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Diese Funktion ist manchmal leider etwas versteckt, aber eine tolle Unterstützung und Wertschätzung meiner Arbeit. Deshalb von Herzen vielen Dank!
Transkript:
Persönlichkeit als größtes Alleinstellungsmerkmal: Interview mit Bettina Bergmann
Sonja Mahr;
Viele Selbstständige fragen sich; „Ja, was habe ich denn schon Besonderes an mir?" Oder haben solche Gedanken wie „Es gibt ja alles schon. Da hat ja keiner auf mich und mein Business gewartet. Lohnt sich es überhaupt noch zu starten?" Und wenn ja: „Wo soll ich anfangen und wie soll ich das tun?" Solche Gedanken haben leider eine ganz, ganz große Ausbremsfunktion und hindern dann, in die Umsetzung zu kommen, wirklich was voranzubringen, von einer stabilen Sichtbarkeit ganz zu schweigen. Deswegen habe ich mir gedacht: Hey, lasst uns dieses Thema noch mal richtig aufrollen. Und das mache ich nicht alleine, sondern ich habe einen wunderbaren Gast eingeladen: Bettina Bergmann. Mit ihr spreche ich darüber, warum Persönlichkeit im Grunde das größte Alleinstellungsmerkmal ist und wie du vorgehen kannst, dein Business sichtbarer zu machen, auch wenn du das Gefühl hast, dich unterscheidet überhaupt nichts oder es gibt letztlich doch eh alles schon.
Intro-Musik
Sonja Mahr:
Hallo, du hast es im Intro schon gehört: Ich habe heute einen wunderbaren Gast an meiner Seite, Bettina Bergmann. Bettina ist Business-und Lehrcoach und bezeichnet sich zudem als „Persönlichkeitsschürferin". Was es genau damit auf sich hat, das klären wir gleich. Das klingt auf jeden Fall superspannend. Aber erst einmal herzlich willkommen, Bettina. Schön, dass du da bist.
Bettina Bergmann:
Hallo Sonja, herzlichen Dank dafür, dass wir hier die Chance haben, miteinander zu sprechen. Ich freue mich sehr.
Sonja Mahr:
Ja, sehr gerne. Ich freue mich auch. Wir haben ja eins meiner liebsten Themen heute im Gepäck und ich bin gespannt, was du uns und den Zuhörer: innen auch mitgeben kannst. Aber lass uns erst mal auf diesen Begriff kommen, den ich gerade schon erwähnt habe, diese „Persönlichkeitsschürferin". Was genau hat es denn damit auf sich und warum ist das ein hilfreiches Thema, gerade für Selbstständige?
Bettina Bergmann:
Das hat ein bisschen gebraucht, bis ich diesen Begriff für mich so kreiert habe und für mich gefunden habe. Ich fange mal mit dem Begriff selber an. Warum ist das jetzt kennzeichnend für mich und meine Auffassung von meiner Arbeit? Schürfen. Wonach schürfe ich? Ich schürfe nach Gold, ich schürfe nach Diamanten. Das heißt, ich schürfe nach Dingen, die wertvoll sind, die vielleicht auch gar nicht so oft vorhanden sind, Seltenheitswert haben und irgendwie besonders sind. Und für mich ist Persönlichkeit letztlich genau das. Und deswegen fand ich so die Zusammenbringung dieser da beiden Begriffe für das, was ich mache, ganz passend. Ich finde, es lohnt sich in jedem Fall immer wirklich, nach der Persönlichkeit zu schürfen. Wir gucken viel zu viel und orientieren uns viel zu viel im Außen, statt wirklich die Schätze im Inneren zu suchen und auch zu finden. Ich bin nämlich sehr davon überzeugt, dass da jeder etwas finden kann. Und dann kommt auch etwas zutage, was einzigartig ist und damit auch in einer gewissen Weise konkurrenzlos ist. Und das ist für mich letztlich, ich sage auch, Persönlichkeit ist da ein Erfolgsfaktor. Erfolg kommt natürlich auch mit guten Strategien, kommt auch mit einem gewissen Know-how über Business, über Marketing.
Das brauche ich alles, klar. Aber wie ich das fülle, wie ich das forme, da brauche ich in besonderer Weise eben meine Persönlichkeit. Ich kann vielleicht mal zwei Beispiele erzählen, wie ich das so bei mir gemerkt habe und vor allen Dingen auch im Prozess des „Mich Selbstständigmachens", ist mir das noch mal sehr bewusst geworden. Im Ursprungsberuf bin ich Lehrerin und irgendwann habe ich gemerkt, mich interessiert das eigentlich überhaupt nicht mehr, irgendwie Grammatikregeln, Zeichensetzung und irgendwas zu vermitteln, sondern was mich interessiert hat – Ich habe mal Deutsch und Musik studiert – und was mich dann interessiert hat, war eigentlich zu gucken: Was sind da für Kinder und wie kriege ich da Strahlen in die Augen und dass die merken: „Oh, ich habe was begriffen" Oder „Ich kann was, ich glaube an mich." Das fand ich da spannend. Dann habe ich so eine ganz lange Phase in meinem Leben, da habe ich Lehrer-Ausbildung gemacht, über 25 Jahre. Und auch da merkt, da bin ich übers Fach Deutsch reingekommen und mache aber jetzt die überfachliche Ausbildung, wo es Beratung und Coaching und Ähnliches geht. Also da gibt es auch schöne Schnittmengen in meiner Tätigkeit. Und auch da ist es mir wichtig, diesen angehenden Lehrern zu zeigen: „Wie kann ich Beziehungen aufbauen?
Und das geht nur über die eigene Persönlichkeit. Und jetzt mein letzter Step seit den Jahren in der Selbstständigkeit: Ich arbeite ja mit Coaches am Anfang der Selbstständigkeit, die den Plan haben: „Ich will mein Business aufmachen, vielleicht nebenberuflich erst mal. Und „Auf was muss ich da gucken?" Die sind oft ganz irritiert und auch verunsichert, bezogen auf die ganzen Dinge, die so auf einen einströmen. Und auch da ist es dann die Persönlichkeit, die sich erst mal lohnt, anzugucken. Und Für mich hat sich dann wirklich so ein goldener Faden durch mein Leben gezeigt, noch mal auch im drüber nachdenken. Also das wurde mir zwar immer Stück für Stück bewusster, aber es brauchte eigentlich auch noch mal so diesen Moment von „Ich mach mich jetzt selbstständig", genau das auch noch mal rauszufinden.
Sonja Mahr:
Ja, richtig schön. Und vor allem, das ist ein richtig schönes Bild, was du gerade offenbart oder gezeigt hast mit diesem Schürfen. Wir schürfen nach etwas Wertvollem, nach etwas, was sich lohnt, da auch ein bisschen Zeit zu investieren, es dann eben zu finden. Und vielleicht können wir das so ein bisschen zum Motto unseres heutigen Gesprächs machen. Wir laden euch ein auf eine kleine Schatzsuche. Vielleicht könnt ihr etwas von eurer Persönlichkeit neu entdecken, wiederentdecken oder anders entdecken im Laufe unseres Gesprächs. Du hast noch was Schönes gesagt in Hinblick auf dieses Schürfen, das lohnt sich eigentlich immer. Und zwar hast du gesagt, man findet eigentlich immer irgendetwas Einzigartiges. Das ist unser größter Alleinstellungsfaktor. Ich erlebe das ganz häufig, dass Menschen mir begegnen und sagen: „Ich habe jetzt nicht so die Abenteuer-Story zu erzählen. Ich bin auch kein digitaler Nomade und sitze einfach hier in meinem Büro oder bin in meiner Praxis oder arbeite eben ganz normal, was auch immer "normal" eben ist. Sprich, es fühlt sich so belanglos vielleicht an, so nach „Ich sehe die ganzen Storys, aber ich persönlich habe vielleicht gar keine." Was können Menschen machen, die dieses Gefühl haben?
Lohnt sich das Schürfen dann trotzdem und kann es auch von Erfolg gekrönt sein?
Bettina Bergmann:
Bei diesem Gedanken kommt mir eigentlich so als erstes in den Sinn, dass da ja schon auch eine eigene Abwertung drinsteckt. Also in dem Moment, wo ich sage, ich habe keine große Geschichte, gucke ich ja auf mein Leben eigentlich nicht mit so einer ganz freundlichen Brille, sondern eher mit so einer Brille: „Ich bin irgendwie Durchschnitt" oder „Ich habe nichts Besonderes zu bieten. Und das, finde ich, ist schon mal so der Anfang, wo ich ansetzen würde, zu sagen: „Ich bin mir sicher, das stimmt so nicht", sondern vielleicht ist das jemand, der sich noch nicht getraut hat, mal sehr offen und aufmerksam auf seine eigene Lebensgeschichte zu gucken. Denn wenn ich zum Beispiel so als ein Faktor oder ein Element, wenn ich das … Oder wie soll ich mal sagen, Wenn ich zum Beispiel als ein Motiv nehme oder ein Element nehme, auf das ich mal achte in meinem Leben, dann kann ich ja mal die Emotionen rausnehmen.
- Wo war ich besonders fröhlich?
- Wo war ich absolut glücklich?
- Wo war ich aber auch vielleicht am Boden zerstört oder traurig?
Und auf diese Momente noch mal zu schauen und dann zu gucken: Was hat denn vielleicht mein Glück hervorgerufen?
Oder: Wie bin ich aus der Trauer oder aus dem Ärger oder was auch immer da war, wie bin ich da wieder rausgekommen? Und wenn man solchen vielleicht vordergründig kleinen Geschichten nachspürt, dann findet jeder in seinem Leben irgendwas, wo er im Nachhinein sagen kann: „Oh ja, ist ja eigentlich ganz gut, was ich da geschafft habe." Und ich erlebe das auch in der Arbeit mit meinen Kundinnen, die dann manchmal erstaunt sind darüber, was ich auch raushöre. Also manchmal ist die Eigenwahrnehmung da auch eine ganz andere und dann ist man schnell in diesem – vielleicht ist es nicht unbedingt Abwertung, aber auf jeden Fall nicht besonders hochbewertet, wird die eigene Situation nicht so besonders hochbewertet und ein Gegenüber kann dann sagen: „Ey, das ist doch toll, was du da geschafft hast, was du da gemacht hast." Und wenn man so was rausfiltern kann aus Gesprächen, das sind für mich immer die schönsten Momente, weil ich dann merke, wenn ich so als Spiegel funktioniere, da kann ich dann eben wirklich Persönlichkeit schürfen und kann dann auch deutlich machen, das ist ganz wertvoll, was da in deinem Leben passiert ist. Und ich finde auch, wenn ich auch noch mal bei dieser Bewertung und eher Abwertung gucke, ich gehe von so einem Menschenbild aus, dass ich sage, du bist in jedem Fall schon mal richtig, wie du bist und du bist nicht belanglos. Und jetzt geht es mal darum, zu gucken, was kennzeichnet dich und ob das die Abenteuer-Geschichte ist oder nicht? Oder wie man diese Geschichte hinterher rahmt, das ist eine ganz andere Frage. Aber erst mal ist dein Leben interessant, wertvoll, wichtig und vor allen Dingen hast du mit Sicherheit Elemente gehabt, die dich kennzeichnen. Ich habe auch im Rahmen meiner Selbstständigkeit – vor sechs Jahren habe ich mich nebenberuflich selbstständig gemacht – auch mal so ein bisschen angefangen drüber nachzudenken: Was sind denn eigentlich Situationen bei mir gewesen, die sich vielleicht auch wiederholt haben? Das kann auch so ein Kriterium sein, unter unter dem man mal schaut. Daraus habe ich irgendwann mal so eine Headline gemacht: „Gegenwind pustet gut durch, aber hält mich nicht auf." Ich habe nämlich ganz oft Gegenwind gekriegt. Das fing schon an beim Studium. Da hat meine Tante – ich bin in Essen aufgewachsen und meine Tante leitet da eine Musikschule – und die hat gesagt: „Musikstudium, schaffst du nicht!"
Und dann dachte ich „Ja, wenn sie das denn meint." Ich habe mich aber nicht abhalten lassen. Mich hat es natürlich schwer verunsichert. Ich habe mich aber nicht abhalten lassen. Dann gab es so eine Situation: Ich hatte in der Schule Spanisch und mein größter Traum war, ich muss nach Südamerika. Und dann gab es da so eine zweite Situation, dass dann auch mich herum gesagt wurde –das war noch die Zeit mit „Peru. Du willst da hin? Viel zu gefährlich, und warnende Stimmen." Und ich habe gedacht: „Nein, ich will das. Ich träum da schon jahrelang von und ich mache das auch." Und ich hätte wunderbare Erlebnisse nicht, wenn ich diesen Stimmen gefolgt wäre. Ich erinnere mich noch heute: Machu Picchu ist so eine Inca-Anlage in Peru und da gibt es noch einen Huayna Picchu, das ist ein Berg dahinter. Und da kann man raufgehen ohne große bergsteigerische Fähigkeiten. Und wenn man da oben ist, dann kann man wirklich 360 Grad in die Anden gucken und ich kriege noch heute Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment denke, das war einfach traumhaft schön. Den habe ich jetzt nach 35 Jahren oder 40 allmählich immer noch ganz präsent 100% und wenn ich mich hätte abhalten lassen, ich hätte es nicht.
Und später auch noch mal bei einer Beförderungsstelle sagt auch jemand: „Das traust du dir zu? Und ich nur: „Ja? „Ja!" Und so, das jetzt noch mal so zusammenzubringen: Es lohnt sich, zu gucken, was gibt es eigentlich so kennzeichnendes? Erst mal frei von jeder Bewertung. Und dann ergibt sich daraus vielleicht auch etwas, wo man sagen kann: „Mensch, das ist im Grunde besonders für dich. Das macht nicht jeder. Und schon hat man ein bisschen was Einzigartiges geschürft."
Sonja Mahr:
Ja, danke sehr fürs Teilen. Ich kann das auch wirklich bestätigen. Also wenn ihr das gerne doppelt bestätigt haben wollt, dann in diesem Falle dieses „Oh, was die anderen alles haben und was ich nicht habe." Es fällt uns halt oftmals auch leichter zu sehen: Also andere haben etwas, das habe ich nicht, das muss ganz toll sein. Das, was ich habe, das sehe ich gar nicht mehr, weil ich das ja mein ganzes Leben lang vielleicht schon habe. Also diese eigenen, nennen wir es Stärken, Gaben, Talente, Besonderheiten, Charakteristika, was auch immer, die lohnt es sich auch zu entdecken, weil sie zwar immer da sind, weil wir sie aber oftmals gar nicht mehr wahrnehmen. Ich erlebe das auch ganz häufig im Marketing, wenn es dann darum geht, sei es die Über-mich-Seite der Website, sei es die Kernaussage: Was stellen wir denn jetzt voran, um dich eben in diesem Markt so ein bisschen zu positionieren, zu sagen: „Was ist das, warum ich zu dir gehen sollte?" Ganz oft ist da so ein ganz großes Fragezeichen und nur dieses „Oh, Person Eins hat das, Person Zwei hat das, Person Drei hat das, aber ich habe nichts davon.
Und du hast gerade so schön gesagt, wenn man dann den Spiegel hat, wenn du dann erkennst: „Hey, hört diese andere Person das eigentlich gar nicht oder sieht die das gar nicht?" Das ist so wertvoll, da einfach mal hinzugucken auf das, was wir vielleicht immer als selbstverständlich wahrgenommen haben. Und das können auch vermeintlich "normale" Dinge sein. Für uns sind die halt normal, weil wir sie eben haben. Und andere sagen: „Wow, ich wünschte, das könnte ich, das hätte ich, das würde ich so sehen und so weiter."
Es lohnt sich, zu gucken, was gibt es eigentlich so kennzeichnendes? Erst mal frei von jeder Bewertung. Und dann ergibt sich daraus vielleicht auch etwas, wo man sagen kann: „Mensch, das ist im Grunde besonders für dich. Das macht nicht jeder. Und schon hat man ein bisschen was Einzigartiges geschürft." (Bettina Bergmann)
Sonja Mahr:
Du hast vorhin gesagt, du begleitest ja vor allem die Coaches. Bei Coaches erlebe ich ganz häufig eine Sache, und zwar ist es so, dass Coaches auf mich zukommen und sagen: „Ja, ich bin ja nur der Rahmengeber, der Prozessgestalter. Es geht ja die Themen meiner Kund: innen am Ende und nicht meine Themen, die ich als Coach persönlich habe." Und ganz häufig ist es dann so, dass sie eher über ihre Tools sprechen, über ihre Methoden, die Coaching-Ausbildungen, die sie gemacht haben, was sie eben so alles anwenden können und nicht so sehr sagen „Personenmarke oder ein bisschen was von meiner Persönlichkeit zeigen." Das kommt ihnen nicht so in den Sinn.
Was würdest du sagen, ist es gerade auch für die Coaches relevant, das zu tun und wie können sie das vielleicht angehen?
Bettina Bergmann:
Der Gedanke, der dahinter steckt, der ist ja sehr wertvoll, weil Coaches, die das tun, haben ja in aller Regel die Absicht, zu zu zeigen, dass sie kompetent sind, zu zeigen, dass sie eine qualifizierte Weiterbildung gemacht haben. Das ist ja sinnvoll und richtig. Also Expertise zeigen ist vernünftig. Das wollen wir ja alle auch finden, wenn wir irgendwas suchen. Problem dabei ist, dass viele Coaches, so beobachte ich das auch, nach der Weiterbildung noch nicht den Perspektivwechsel machen auf das, was potenzielle Klienten eigentlich wollen. Sie sind auch vielmehr so oft auch in so einer Begeisterung: „Ich habe da so was Tolles gelernt und ich finde das wunderbar nach meinem alten Job auf dem Finanzamt in der Verwaltung oder sonst wie, habe ich jetzt was gelernt, wie ich Menschen unterstützen kann und das ist grandios." Das ist es auch. Es lohnt sich aber, oder sagen wir mal, es ist nicht so nützlich, genau das dann auf der Webseite zu schreiben, weil Menschen, die einen Coach suchen, die haben ein Problem und die wollen eine Webseite aufmachen und sofort erkennen: „Oh, da gibt es eine Lösung für mein Problem." Und mit Lösung wissen wir Coaches natürlich alle: Ich habe als Coach nicht die Lösung, aber mit Lösung meine ich jetzt sozusagen in Anführungszeichen: Es gibt hier eine Idee davon, wie ich meine Situation günstig verändern kann.
Und das muss ich finden, wenn ich suche. Das heißt, der erste wichtige Schritt für einen Coach, der eine Webseite schreibt, ist, diesen Perspektivwechsel zu machen und sich zu überlegen: Was wollen denn eigentlich meine Kundinnen wissen, wenn die bei mir landen? Und die wollen sicherlich nicht wissen, dass ich jetzt traumatherapeutisch, psychoanalytisch, systemisch oder wie auch immer ausgeprägt bin oder gerne mit Gegenständen oder in der Natur arbeite. Natur ist vielleicht noch was anderes, da kann man nachher noch mal was zu sagen, wenn es eine methodische Schwerpunktsetzung ist. Aber grundsätzlich über Methoden zu reden, da hat kein Interessent irgendwie Lust zu. Und deswegen sollte das eine wirklich untergeordnete Rolle spielen und letztlich auch, warum? Einen Grund habe ich gerade schon gesagt, weil die Klienten was anderes suchen, wenn sie kommen. Und das zweite ist auch, weil letztlich diese Methoden ja andere auch haben. Neben den 15.000 Coaches, die es qualifiziert gibt, bei denen sind sicherlich andere genauso systemisch ausgebildet wie ich und haben einen ähnlichen Hypnoansatz oder ich weiß nicht was. Das heißt, ich unterscheide mich dann auch nicht von denen. Das heißt, die Hauptabsicht, die ja auch hinter Positionierung und Markenbildung steht, kann ich gar nicht verwirklichen, wenn ich von Methoden und Tools rede.
Und auch da kommt dann wieder die Persönlichkeit rein. Es ist einfach viel vernünftiger, darüber zu sprechen, weil ich dann eben auch, ja, zum einen zeige, was mich besonders macht und worin ich mich eben von den anderen unterscheide. Und es hat noch einen Vorteil: Ich biete Möglichkeit für Resonanz. Du hast ja eben auch das angesprochen, wozu hat es denn vielleicht überhaupt Sinn, von der eigenen Persönlichkeit zu sprechen? Vielleicht wissen das hier auch die Zuhörerinnen und Zuhörer, die Über-mich-Seite ist die zweithäufigst geklickte, nach der Startseite. Warum? Das ist ein Versprechen. Ich möchte etwas erfahren über den Menschen. Und man kann natürlich irgendwo auch auflisten, was man für Qualifikationen hat. Das würde mich auch interessieren. Aber ich glaube auch, dass ich einfach schon über die Art der Darstellung erkennen kann: Ist da eigentlich ein Mensch, der zu mir passen könnte oder nicht? Und gerade bei Coaches, da hast du ja auch nach gefragt, finde ich das besonders relevant, weil da gehe ich ja auch hin mit einem Thema, was mich unter Umständen sehr persönlich bewegt, wo ich Vertrauen brauche. Und da will ich ja auch mit einem Menschen sprechen, bei dem ich das Gefühl habe, da kann ich gut landen mit meinen persönlichen privaten Gedanken, Sorgen, Problemen.
Und dann ist es schön, wenn ich lese: „Oh, der hat vielleicht auch schon mal so was erlebt", oder „Der kennt Lebenskrisen und ist irgendwie rausgekommen, dann ist der vielleicht schon zwei Schritte weiter als ich und es hilft mir."
Sonja Mahr:
Ja, absolut. Dieser Faktor „Persönlichkeit", ich kann das wirklich nur bestätigen: Es ist ja so, wir brauchen die Balance aus Expertise und Persönlichkeit. Natürlich hilft es auch nicht, wenn wir nur sagen: „Hey, ich höre dir zu, und nichts steckt dahinter", aber ganz viele verstecken sich, wahrscheinlich auch unbewusst, hinter dieser Expertise. Und ich glaube, ein Punkt, den du gerade genannt hast, ist super wichtig: „Dieses andere haben diese Tools auch." Denn ich beobachte ganz häufig, dass dann immer noch mehr Qualifikationen erworben werden. Also noch eine dritte, vierte, fünfte Ausbildung, noch eine Methode, die vielleicht jemand anders so nicht hat. Dass man so einen Methoden-und Tool-Mix bekommt, den niemand anders hat. Dabei bräuchten wir das gar nicht. Die Kompetenz ist irgendwann auch für den Moment genug und dann können wir starten und da können wir diesen Faktor „Persönlichkeit" reinnehmen und sagen: „Hey, guck mal, das ist mein Methodenkoffer. Vielleicht ist der nicht einzigartig auf der Welt, aber darauf kommt es ja gar nicht alleine an, sondern auf die Kombination aus Expertise und Persönlichkeit. Auch dieses Stichwort Nahbarkeit finde ich wichtig. Danke, dass du das erwähnt hast. Ich sage ganz häufig in meinen Kundencalls: „Wenn du jetzt nur einen Kugelschreiber verkaufst, dann muss dich jemand nicht sooo supersympathisch finden." Das ist ganz praktisch, ich brauche einen Kugelschreiber, du hast den, kaufe ich. Aber so Themen, du hast es gerade auch gesagt, die meine Persönlichkeit tangieren, mein persönliches Leben, vielleicht meine inneren Konflikte irgendwann ja dann auch rausbringen. Da brauchen wir eine Person, wo wir zumindest das Vertrauen aufbauen können und sagen können, ich glaube, die könnte zu mir passen. Das ist so ein wichtiger Faktor.
Und du hast jetzt gesagt, Coaches könnten starten, wenn sie diesen Perspektivwechsel einmal angehen. Hast du noch konkret eine Empfehlung, was Coaches so als Umsetzungsschritt tun sollten oder könnten, um Persönlichkeit rüberzubringen?
Bettina Bergmann:
Also Persönlichkeit rüberbringen, da ist im Grunde dieses, wenn ich jetzt mal von der Webseite ausgehe, die „Über mich-Seite", der Ort, wo ich viel über mich und meine Persönlichkeit sprechen kann. Und bevor ich das allerdings natürlich dort tue – wir haben jetzt über Website geredet –, das ist aber auch erst ein vierter Schritt in dem ganzen Prozess. Also ich muss erst im Grunde klären: Wer bin ich? Mit wem will ich arbeiten? Was ist mein Thema? Und dann kann ich allmählich dahin kommen, das zu bündeln, wenn ich darüber Klarheit habe, und dann kriege ich auch klare Texte auf der Webseite. Und deswegen so die Über-mich-Seite, finde ich, ist da ein sehr schöner Ort, Persönlichkeit zu zeigen. Und ja später dann danach, auch wenn ich jetzt einen Schritt weiter bin und habe das schon alles etabliert, dann natürlich auch im Marketing. Ich kriege auch so gerade die Diskussion mit. Ich bin bei LinkedIn ein bisschen aktiv und da ist auch so die Frage in Zeiten von KI: Wer postet hier eigentlich? Ist das jetzt hier der Mensch oder ist das immer ChatGPT? Und ich beobachte auch, dass ChatGPT, wenn man das gut promptet und hinterlegt, richtig gute Texte produziert.
Aber die Frage ist dann auch gerade dabei: Wie zeige ich dann noch Persönlichkeit? Indem ich letztlich mehr von mir rede, von Haltung spreche und gar nicht mehr die Posts, die vor fünf Jahren noch funktioniert haben, fünf Tipps für irgendwas. Die braucht heute kein Mensch mehr. Ich muss vielleicht zeigen: Ich habe gestern das und das erlebt. Das hat mich schrecklich aufgeregt, weil ich finde, das und das. Also Kanten zeigen, Ecken zeigen, Haltung zeigen und damit eben auch die Persönlichkeit nach draußen bringen, wenn man in Social Media unterwegs ist. Dann ja letztlich mehr noch als über konkrete Inhalte, weil die kann jeder überall irgendwie finden. Da ist es keine Besonderheit, wenn man so einen Inhalt bei mir findet, aber ich möchte die Menschen ja dann auch irgendwie zu mir führen. Und dann kann ich das eigentlich nur, indem ich auch da mehr von mir zeige.
Sonja Mahr:
Ja, ich glaube auch, dass es immer wichtiger wird, dieses Content plus etwas. Also nicht einfach nur den reproduzierbaren Inhalt, sondern mit meiner Sichtweise, mit dem, was du eben gerade gesagt hast. Und das machen zu können, müssen wir erst mal schürfen und schauen: „Ja, was ist denn das eigentlich, was meine Meinung ist, was ich an diesem Thema betonen möchte und so weiter."
"Persönlichkeit zeige ich, indem ich auch über meine Haltung spreche." (Bettina Bergmann)
Sonja Mahr:
Wir haben jetzt vorhin über diese Balance gesprochen oder diese beiden Punkte: Expertise, Kompetenz auf der einen Seite, Authentizität, Persönlichkeit auf der anderen Seite. Würdest du dann sagen, dass es mehr auf die Authentizität ankommt als aufs Angebot selbst oder ist es eine fifty-fifty-Balance? Wie schätzt du das ein?
Bettina Bergmann:
Ich finde, dass das Angebot schon zeigt oder zeigen sollte, was für eine Persönlichkeit dahinter steht. Ich würde das, glaube ich, gar nicht trennen. Ich habe zum Beispiel eine Kundin, die bezeichnet sich selber als hochsensibel und hat auch jetzt ihr Coaching-Programm auch in so eine Richtung ausgearbeitet. Und da wird dann auch die Website so sein, dass ich spüre, da ist ein Mensch mit entsprechenden sanfteren Farben, mit zurückhaltenderem Design, sodass ich spüre, da ist ein Mensch, der ist so feinfühlig, feinspürig und so. Und dann zieht das auch die Menschen an, die genau das auch wollen. Die richtet sich an hochsensible, die sich trauen sollen, ihr Leben wirklich auch so zu leben und sich nicht meinetwegen auch zum Beispiel in Berufen, zu lange in Berufen zu verweilen, wo sie sich einfach mit dieser besonderen Gabe nicht wohlfühlen. Du hast gefragt „Persönlichkeit und Angebot". Da, finde ich, merkt man, das Angebot hat viel mit der Handschrift der Person zu tun, die dieses Angebot strickt. Und das ist schon sehr eng miteinander verwoben. Man spricht ja auch manchmal von Signature-Angebot, weil ebenso wie die Handschrift so individuell dann auch das Angebot ist. Und bei vielen ist das die Verbindung auch zu dem, was sie selbst erlebt haben.
Ich habe das auch bei anderen Themen. Ich habe eine Frau, eine Kundin, die ist in der Elternzeit und geht aus der Elternzeit raus wieder in eine Teilzeit Zeitarbeit und parallel will sich aber auch als Coach selbständig machen. Die nimmt das Thema: „Wie kann ich erfüllt mein Mamasein leben?" Also auch da entsteht die Resonanz sofort, weil jemand merkt, die weiß, wovon sie redet. Und da ist auch Angebot und Persönlichkeit oder persönliche Erfahrung hängt da ja eng zusammen. Oder viele kommen aus Führungspositionen, kriegen Kinder, habe ich auch eine andere Kundin, ist dann aus der Führungsposition raus, sagt auch: „So komme ich da nicht wieder rein, mit Kind." Die richtet sich jetzt an Frauen, die genauso dann versuchen, Leitungspositionen mit Kind auf irgendeine Weise zu vereinbaren. Wie kann das gehen? Also es gibt oft wirklich diese Schnittmengen und deswegen finde ich, lohnt sich so sehr zu schürfen und zu gucken: „Was ist da meine Biografie und wie kann ich die nutzen, ein Angebot zu stricken, was dann auch wirklich individuell ist?"
Sonja Mahr:
Ja, ist richtig schön. Also wenn man quasi diesen Startpunkt mal hat oder das Gold in sich gefunden hat, dann ergibt sich auch so viel. Ich kann mir auch vorstellen, das eine ist das Angebot, aber auch wenn wir den Verkaufsprozess angucken, vieles ergibt sich ja dadurch, dass wir eben UNSER Angebot machen und nicht eins, das schon auf zehn anderen Websites genauso steht. Es muss ja manchmal nicht viel anders sein. Es kann ja so eine kleine Nuance sein, eine persönliche Note, die einfach das unterscheidbar macht. Und dann haben wir wieder diesen ganzen Prozess von vorhin: „Ich will zu dieser Person, weil die genau diese Art hat, die mich anspricht und so weiter, auch wenn das Thema identisch ist mit dem, was ich bei einer anderen Person finde." Ich glaube, wir brauchen dann – vielleicht stimmst du mir da zu – gar nicht gleich so extrem strenge strategische Überlegungen, wenn wir uns erst einmal gut kennen und schätzen für das, was wir eben mitbringen.
Bettina Bergmann:
Ja, und wenn dann eben eine Strategie, die gut zu uns und unserer Persönlichkeit passt. Richtig, genau. Und auch da lohnt sich schon auch sehr gut, im Innen zu gucken: Was will ich wirklich? Was passt zu mir? Und dann auch danach die Marketingentscheidungen zu treffen. Ich arbeite oft am Anfang mit dem Link-Personality-Profiler. Ich weiß nicht, ob du den kennst, einen Persönlichkeitstest. Und der wird ja häufig in Unternehmen verwendet, eben so im Bereich von Persönlichkeitsentwicklung, Personalentwicklung im Unternehmen. Und ich nutze ihn, auch zu gucken: „Wie kann ich auf der Basis der Big Five, der Motive, die mich steuern, und meiner Kompetenzen: Wie kann ich daraus gute Marketingentscheidungen treffen? Und wenn da einer eine ausgeprägte Innenorientierung hat und eine ausgeprägte Ruheorientierung, ja, dann ist der vielleicht auf Instagram falsch. Und da muss der auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn er sagt: „Nein, das ist nicht mein Kanal. Ich schreibe lieber einen Blog." Schreiben kann ich für mich alleine, kann ich in aller Ruhe, da fühle ich mich wohl mit und dann ist das auch das Mittel der Wahl. Also auch Strategien. Klar, es gibt im Marketing Informationen darüber, was besser und was weniger funktioniert, aber letztlich funktioniert das, wo ich richtig dahinterstehe, weil die Leute dann auch, die das rezipieren, spüren: „Da bin ich mit verbunden und das mache ich mit Überzeugung."
Wenn ich jeden Post schreibe mit einem inneren Widerwillen, dann kommt das auch rüber und dann geht die Strategie nach hinten los.
Sonja Mahr:
Ja, sehe ich genauso. Also wir können uns Strategien natürlich bedienen, aber eben einmal herauszufinden, welche passt denn überhaupt zu mir und welche macht mir keine Magenschmerzen? Das ist ein Bild, was ich ganz häufig habe im Kontakt auch mit Kund: innen, dass sie sagen: „Das ist so eine Überwindung. Ich muss das jetzt tun." Marketing ist ja eine mitlaufende Aufgabe. Da lohnt sich es umso mehr, was zu finden, wo wir sagen: „Hey, das macht mir Spaß oder es ist zumindest okay und es ist leicht für mich, das zu bewältigen und ich muss mich nicht jeden Tag überreden, das irgendwie auf Krampf zu machen" und sich da vielleicht auch so ein bisschen weniger verunsichern lassen, weil an jeder Ecke brüllt jemand, der hat die beste Strategie, aber die beste für wen? Nicht immer für die eigene Persönlichkeit. Das finde ich ganz wichtig.
Bettina Bergmann:
Du hast eben auch diesen Begriff „Müssen" verwendet. Ich rede auch gerne wirklich von so einem „Man muss-Marketing", was ich furchtbar finde. Ganz schlimm. Weil ich muss erst mal gar nichts. Ich muss gucken, dass ich mich mit meinem Business identifizieren kann und dass ich meinen persönlichen Weg finde. Und das ist dann auch eine erfolgversprechende Strategie. Und ich muss nicht jedem hinterher, auch jedem Tipp und jedem Trick und jedem Hack hinterher laufen, weil mich das auch dann hinterher wirklich nur verunsichert und auch nicht zu dem Erfolg führt, den ich eigentlich haben möchte.
Sonja Mahr:
Ja, absolut. Jetzt ist es ja so, dass du trotzdem oder zugleich sagst, dass eine Spezialisierung sehr, sehr hilfreich ist. Du sagst ja, Coaches dürfen sich in jedem Fall spezialisieren, um Aufmerksamkeit zu bekommen, am Markt gesehen zu werden. Inwiefern braucht es denn diese thematische Spezialisierung zusätzlich zum Alleinstellungsfaktor oder Alleinstellungsmerkmal Persönlichkeit? Was macht da so aus deiner Erfahrung Sinn? Wie ist es zu bewerten?
Bettina Bergmann:
Ich finde, es ist wichtig, auf ein Thema auch zu gucken oder sagen wir mal so, gegebenenfalls auf einen zusätzlichen Faktor zu gucken. Das kann ein Thema, ein inhaltliches Thema sein, das kann aber vielleicht auch, das habe ich vorhin schon mal so angedeutet, eine besondere Methode sein. Also ich muss ja nicht nur immer über Themen mich spezialisieren. Oft liegt das nahe. Ich habe zum Beispiel eine Kundin, die ist privat ganz verbandelt mit Pferden. Die hat irgendwann auch eine Coaching-Weiterbildung gemacht und irgendwann kam auf einmal die Idee, dass sie sagte: „Ich verbinde das. Ich erlebe nämlich, dass Pferde und ihre Reiter eine sehr enge Verbindung haben und wenn mit dem Reiter was nicht stimmt, dann ist auch das Pferd nicht zufrieden" und sie kennt sich da sehr gut aus. Und dann hat sie die Idee entwickelt und hat gesagt: „Reconnecting people and horses" das ist deren Thema. Und da ist die Persönlichkeit mit der persönlichen Erfahrung und Expertise mit Pferden. Und gleichzeitig ist das dann ja auch ein Thema, was sie als ihr Signature-Angebot rausbringt. Das andere, was ich angesprochen habe, Thema Natur. Ich habe auch eine Kundin, die hat selber so eine Natur-Coaching-Ausbildung gemacht und die bringt dann aber auch die Methode nach vorne.
Das finde ich an der Stelle auch zulässig oder interessant oder nützlich, weil es die Besonderheit markiert, nämlich in der Natur zu Erfahrungen zu kommen, in der Natur sich anregen zu lassen und kreativ zu werden von allem, was mir da begegnet. Damit zieht sie ja auch bestimmte Menschen an, die naturaffin sind und andere sind sofort auch weg, was ja sinnvoll ist. Und da ist es dann auch, thematisch kann man es vielleicht nicht so nennen, sondern dann ist es eher so ein bisschen eine methodische Spezialisierung, aber auch eine bestimmte Ausrichtung über die reine Persönlichkeit hinaus. Und die finde ich schon sinnvoll und wichtig, weil es auch immer mehr Potenzial auch für das, was ich dann an Content rausgebe, weil ich ja auch dann bezogen darauf meine eigenen Erfahrungen schreiben kann oder sprechen kann, je nachdem, auf welchem Kanal ich unterwegs bin. Und das schafft ja dann auch wieder Resonanzfläche für Menschen, die dann sehen: Ah ja, kann ich mir gut vorstellen. Ich bin auch gerne irgendwie auf dem „Ich stehe vielleicht in den Bergen am Meer oder irgendwo. Ich liebe die Natur. Jetzt beschreibt die das auch so: Ja, vielleicht ist das meine Coach."
"Spezialisierung muss nicht rein über das Thema passieren. Es kann auch über eine besondere Methode sein." (Bettina Bergmann)
Sonja Mahr:
Ja, das ist schön, dass du das Thema so ein bisschen weiter fasst, also dass wir nicht immer rein über dieses „Mein Thema ist, Beziehungscoaching oder Elterncoaching oder, ich weiß nicht, Berufungscoaching" gehen, sondern dass es auch eine Kombination sein kann, Thema und persönlicher Ansatz, oder dass sich die Erfahrungen mit reinmischen. Das finde ich gut, dass wir das so ein bisschen weiten können für unsere Zuhörer und Zuhörerinnen, dass sie sehen, ich muss nicht immer diesen einen Punkt finden, aber auf jeden Fall macht es Sinn, sich klar zu positionieren und zu sagen: „Hey, dafür stehe ich, für dieses Thema, für diesen Ansatz, für diese Verbindung aus beidem."
Ich habe einen Satz bei dir gelesen, den fand ich sehr schön und den würde ich super gerne noch mit reinbringen in unsere gemeinsame Folge. Ganz oft ist es ja so – wir haben das eingangs schon mal erwähnt – dass wir Menschen uns auf das fokussieren, was wir halt nicht können und was wir nicht haben, was wir nicht sind, was die anderen haben. Und du hast einen ganz schönen Leitsatz, den du den Menschen immer mitgibst, und zwar ist das: Sei, was du kannst.
Was genau meinst du damit? Und vielleicht, was möchtest du auch unseren Zuhörer:innen da noch mitgeben?
Bettina Bergmann:
Das bündelt wirklich ganz schön auch so meine Grundeinstellung, meine Lebenseinstellung. Ich bin unter anderem auch Resilienztrainerin und in einem Resilienzkonzept ist das auch eine ganz wichtige Basis, auf das zu gucken: Was habe ich für Ressourcen? Weil meine Ressourcen mich stärken können in Zeiten, wo es mir eben nicht so gut geht. Und ich brauche aber eben genau das Bewusstsein dafür und ich brauche auch Rituale und Routinen, die ich gegebenenfalls neu lernen muss, mich nämlich an meine Ressourcen zu erinnern. Und dieses "Sei, was du kannst", das impliziert auf der einen Seite die Botschaft: Du hast Ressourcen und du hast viel in dir, was dich stark machen kann. Du vergisst das nur zwischendurch vielleicht mal hin und wieder und dann lohnt es sich aber, sich daran zu erinnern. Und es steckt auch da drin im "Sei" dieses "Trau dich das auch, zeig das auch, sei das auch und leb das. Vertrau dir da selber und deinem Inneren, deinen Fähigkeiten und mach das auf eine ganz authentische Art. Und ich möchte noch mal an der Stelle einen kleinen Schwenk zum Marketing machen. Da steckt für mich dann nämlich auch drin die Botschaft, was man vielleicht nicht macht.
Wenn ich sage: "Sei, was du kannst", dann heißt das für mich auch: Zeig den anderen Menschen oder zeig deinen potenziellen Klienten auch, was du nicht willst und was du nicht bist und was du nicht möchtest. Und gerade beim Marketing zum Beispiel mache ich das ganz bewusst. Ich sage auch ganz klar, ich rede nicht oft mit Imperativen, sondern ich gehe davon aus, also hier die Call-to-Action-Butons und so: „Mach dies, mach das, klick jetzt, klick dann", weil ich sage, wenn sich jemand mit mir beschäftigt und überlegt, ob er mich bucht oder nicht, dann traue ich dem genug Eigenständigkeit zu, zu entscheiden auf der Basis meiner Informationen, ist das jemand für mich oder nicht? Und schreibe ich dem jetzt mal, weil ich den kennenlernen will und vielleicht was buchen möchte. Und ich kann nur sagen, meine Erfahrung ist, es funktioniert. Es funktioniert auch ohne Timer, der rückwärts zählt, weil ab Sonntag das Ganze 3. 000 Euro teurer ist. Das mache ich auch nicht. Und ich kommuniziere auch Preise transparent. Ich habe die auf der Webseite stehen und ich habe keinen Bewerbungsprozess dafür, dass Leute anschließend bei mir tausende von Euros lassen. Das finde ich im Übrigen auch so was, wo ich denke: „Okay, das geht gar nicht."
Und deswegen: Sei, was du kannst, heißt für mich: „Trau dich, dich selber zu zeigen, glaub an deine Ressourcen und leb das dann auch in deinem Business und in deinem Marketing so, dass du eben dir und deinen Strategien und deinen Stärken vertraust. Und das muss nicht bedeuten, man muss folgen, sondern folge dir selber. Das ist nützlicher."
Sonja Mahr:
Ja, ganz wichtig und wertvoll. Danke, dass du das noch allen, die uns hier zuhören, mitgibst. Ich kann da wirklich nur zustimmen: Traut euch auch, das zu sein, was euch entspricht, den Weg zu nehmen, der zu euch passt. Das darf ja auch ein Prozess sein. Ich erzähle immer mal von meinem Beispiel: Meine erste Instagram-Story, das sind ja nur diese kurzen Clips, die sind noch nicht mal live. Da saß ich mit zitternden Knien und dachte mir: „Ach, du meine Güte, das schaffe ich nie." Aber man muss ja auch nicht sofort fünf Schritte weiter sein und sich selbst überholen, es darf Schritt für Schritt gehen. Schaut mal, was habt ihr? Schürft mal nach eurer Persönlichkeit. Wir kommen gleich noch dazu, wie euch Bettina vielleicht auch dabei unterstützen kann. Ja, und dann geh bei dem Startpunkt los, der dir entspricht, weil dann wird es auf lange Sicht viel, viel leichter und auch erfolgreicher werden. Und Marketing ist ja eh auch so ein Spiel, weil du es gerade mit reingebracht hast von Anziehung und – ich finde das Wort nicht schön, aber effektiv ist es so – Abstoßung. Manche Leute ziehen wir an, die sagen: „Wow, Bettina, du bist genau die Person, mit der möchte ich jetzt mal schürfen gehen und entdecken, was da bei mir so schlummert." Und andere sagen vielleicht: „Ja, okay, ganz gut. Passt nicht so zu mir." Das ist ja gewollt und das hat nichts mit einer persönlichen Ablehnung zu tun. Das ist was, was ganz häufig im Marketing passiert, der Gedanke von „Ich muss möglichst unauffällig und möglichst unangreifbar mich positionieren, kommunizieren, damit es niemanden irgendwie abschreckt. Aber wir sind ja eh einzigartig, wie wir sind und wir suchen quasi das Gegenüber, das genau diese Art zu schätzen weiß. Von daher möchte ich euch auch ermutigen, das zu zeigen.
Bettina, wolltest du gerade noch was ergänzen?
Bettina Bergmann:
Ja, ich hatte gerade noch den Gedanken: „Ich möchte als Coach vielleicht auch nicht mit jedem arbeiten." Also ich finde, auch da kann man mal den Perspektivwechsel wieder andersherum machen. Nicht nur so hoffentlich … Na klar, ich möchte Klienten haben, ich muss ja irgendwie damit auch Geld verdienen, aber ich möchte auch nicht mit jedem arbeiten, denn auch das ist meine Überzeugung: Meine Arbeit wird nur dann richtig gut, wenn ich auch ein Gegenüber habe, mit dem ich das Gefühl habe, da entsteht so was wie Flow und dann bin ich anschließend happy und dann ist auch mein Ergebnis gut. Dann bin ich in Best Performance. Aber wenn ich da jemanden habe, der mir selber auf dem Magen liegt, dann funktioniert dann auch meine Arbeit nicht gut und ich hab dann keine oder schlechte Reviews. Also das rechnet sich nicht im Endeffekt.
Sonja Mahr:
Genau, es schwingt immer in beide Richtungen. Also wenn wir zeigen, was uns wichtig ist, wie wir arbeiten, dann sortieren sich Menschen, die nicht so gut passen in der Zusammenarbeit, auch schon vorher aus, ohne dass wir irgendwie unangenehme Zusammenarbeiten überhaupt durchleben müssen. Dann passt es von Anfang an oft besser. Ja, kann ich auch wirklich nur bestätigen. Gönnt euch das auch, mit Menschen zu arbeiten, mit denen es euch auch Freude macht. Das ist für beide Seiten viel, viel schöner. Danke für die Ergänzung.
Wenn jetzt jemand sagt: „Hey, das klingt super spannend für mich. Kann Bettina mir dabei helfen, mal auf Schatzsuche zu gehen, was meine eigene Persönlichkeit angeht?" Wie kann man dich online finden? Wie arbeitest du mit den Menschen zusammen? Erzähl uns da gerne noch ein bisschen was.
Bettina Bergmann:
Ja, ich bin zu finden unter bettina-bergmann.de auf meiner Webseite und da findet sich auch eigentlich alles Weitere. Ich habe eine ganze Menge kostenfreien Content. Ich schreibe seit in einigen Jahren einen Blog. Da findet man ganz viele Informationen, die erst mal relevant sind, auch für den Einstieg in die Selbstständigkeit, für besondere Themen. Es geht um Branding, Positionierung, Coaching-Business aufbauen, also diese ganzen Dinge. Ich habe aber auch einen Podcast. Auch der ist verlinkt auf der Website. Auch da gibt es dann eben alle 14 Tage eine neue Folge. Ich schreibe auch regelmäßig eine Newsletter und wer erst mal auch ein kostenfreies Angebot möchte, kann sich einen Fünf-Tage-Kurs runterladen oder sich dafür anmelden und ist dann auch für meinen wöchentlichen Newsletter registriert, indem ich immer wieder auch Geschichten erzähle von den Erfahrungen mit den Kundinnen, von Erfolgen der Kundin, von Erlebnissen, von Dingen, die relevant sind. Also das ist schon auch jede Woche ein bisschen mehr wert. Ja, und wer dann das Gefühl hat, er möchte länger und intensiver einsteigen, da habe ich mein Sieben-Monats-Coaching-Paket Erfolgsstory. Das ist eine Eins-zu-Eins-Unterstützung, wirklich ausschließlich eins zu eins. Auch bei allen Marketing-Hacks zum Skalieren, da bin ich aber dennoch da beim Eins zu eins geblieben, weil ich einfach diese Art Arbeit schätze und ich sehr individuell unterstützen möchte. Wer sich da genauer informieren möchte, da sind auch Materialien, Impulse dann hinterlegt und es gibt eben eine Reihe Calls mit mir, wo man genau an den Themen arbeitet, über die wir jetzt ja hier auch miteinander gesprochen haben.
Sonja Mahr:
Sehr schön. Vielen Dank. Je nachdem, wo ihr den Podcast anhört, klickt gern mal unten drunter auf die Shownotes und schaut mal bei Bettina vorbei. Abonniert den Newsletter oder vielleicht wollt ihr auch gleich losstarten, wie es eben für euch passt.
Ich danke dir sehr für deinen Besuch, für die ganzen Erfahrungen, die du geteilt hast, für die Tipps, vor allem auch fürs Mutmachen. Ich glaube, es war eine sehr mutmachende Folge. Hoffe ich zumindest. Gebt uns gerne Feedback, wie das bei euch angekommen ist. Und ja, herzlichen Dank und alles gut für dich.
Bettina Bergmann:
Ganz herzlichen Dank. Hat mir viel Freude gemacht, mit dir zu sprechen.
Sonja Mahr:
Dankeschön. Tschüss.
Bettina Bergmann:
Tschüss.